30. Mai 2021

„Danke Jan, Rolf, Per und Tom“ – Welche Musiker haben mich geprägt?

Wenn man irgendwann seinen eigenen Musikstil entwickelt hat, muss man leider doch zwangsläufig zugeben, dass man hier und da doch heraushört, welche Bands und Musiker wohl eindeutig ihren Einfluss ausgeübt haben. Das ist bei mir nicht anders. Da gibt es dann einige ganz eindeutige Parallelen und dann wiederum nur kleine Nuancen, die in ihrer Mischung dann das ergeben, was letztenlich zusammen etwas eigenes ergibt.

Mit „Danke Jan, Rolf, Per und Tom“ habe ich mich mal im Detail damit auseinandergesetzt, bei wem ich mich dafür bedanken sollte, dass ich heute so klinge, wie ich eben klinge. Bei einigen war das sofort klar, aber wenn man genauer hinschaut, sind es eben doch mehr, als man denkt.

So ist das Lied gleichzeitig zu einem kleinen Quiz geworden, denn da ich die Musiker alle nur mit ihren Vornamen erwähne, ist natürlich nicht sofort ersichtlich, wen ich meine. So war es selber denen, die mich am besten kennen, nicht unbedingt möglich, alle zu identifizieren. Daher will ich hier mal das Geheimnis lüften, wem ich zu musikalischem Dank verpflichtet bin und warum eigentlich.

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Jan

Jan Vetter ist den meisten wohl eher als Farin Urlaub geläufig. Schon während meiner Jugend waren es Farins Songs bei Die Ärzte, die ich immer wieder gesungen habe und dann auch selber auf der Gitarre spielen wollte. Da ich nie richtigen Gitarrenunterricht hatte, waren es tatsächlich Farins Songs, für die ich immer neue Akkorde gelernt und mich an Barretgriffen und Soloparts versucht habe, vom geschrammelten „Westerland“ über gezupfte Soli bei „Zu spät“ oder „Buddy Hollys Brille“ ging es imme weiter. Aber natürlich erkennt man hier und da auch in meinen Songs die typischen „Farin-Chöre“, ein ähnliches Melodieschema und sicher auch in manchen Texten die Mischung aus ernster Kritik bis zu purem Klamauk. Man kann natürlich nicht sagen, dass meine Musik Punk ist, aber gerade die ruhigen Balladen von Farin erkennt man doch in meinen Songs wieder. Die gesungenen Andeutungen im Lied mit „zu spät“ und „verarzten“ sollten aber beim Raten geholfen haben, die Farin auch als Jan kennen.

Rolf

Rolf ist dann vermutlich der Name, bei dem keiner lange überlegen muss, denn Rolf Zuckowski gehört wohl zu jeder Kindheit mit Musik dazu. Für mich ist Rolf ein Begleiter durchs ganze Leben, meine Kindheit war geprägt durch seine Lieder, aber auch danach hatten wir immer wieder Überschneidungspunkte. So habe ich ihn als Jugendlicher mal für eine Zeitschrift interviewt, zu einer Zeit, wo ich tatsächlich in unruhigen Lebensphasen wieder die Lieder meiner Kindheit gehört habe, die mich immer wieder auf den Boden geholt haben. Das ist dann so geblieben, bis ich selber Vater wurde, zusammen mit meinen Töchtern wieder Rolfs ganzen Musikschatz rauf und runter hörte und auch realisierte, wie viele Alben er auch für Eltern aufgenommen hatte. Aber unabhängig von diesem Einfluss seit der Kinderzeit und dem frühen Wecken meiner Liebe zur Musik ist mir erst viel später aufgefallen, wieviel von Rolfs Musikstil in meinem wiederzufinden ist. Meine Tonfolgen und Melodien und vermutlich auch meine Art zu Singen sind unverkennbar durch ihn geprägt und ganz klar seit Kindertagen ein Teil von mir. Umso mehr bedeutet es mir, dass ich heute noch in unregelmäßigem Mailkontakt mit ihm stehe und meine Musik mit ihm teilen kann. So hat er sich bereits sehr positiv über meine CDs „Lebenswellen“ und „Klangwolken“ geäußert. Ich freue mich jetzt schon darauf, ihm die neue CD mit diesem Lied zukommen zu lassen und ihm damit ein weiteres Mal dafür zu danken, wie früh er schon meinen musikalischen Weg geebnet hat.

Tom

Jetzt wird es schon kniffliger, aber gemeint ist hier Tom Petty. Obwohl er mal mit Rock angefangen hat, waren es die ruhigeren Alben wie „Full Moon Fever“ und vor allem „Wildflowers“, die mir besonders am Herz liegen. Daher auch der Hinweis mit der akustischen Gitarre im Lied. Leider ist Tom vor wenigen Jahren viel zu früh von uns gegangen, wie viele großartige Songs haben so nicht mehr das Licht der Welt erblicken können. Und doch bleiben ein paar der wohl schönsten Rockballaden aller Zeiten, zeitlos und für mich gerade beim Spiel der akustischen Gitarre ganz klar ein prägendes Element.

Brian

Brian Wilson von den Beach Boys ist einzigartig, durch die Erwähnung der Harmonien und die „Jungs am Strand“ im Song aber durchaus zu identifizieren. Die Arrangements für Instrumente und vor allem für Stimmen, die diesem gebeutelten Musikgenie zu verdanken sind, waren sicher für viele Musiker prägend. Mein Vater war immer ein großer Fan der Beach Boys, daher ist ihre Musik seit meiner Kindheit für mich immer präsent gewesen. Aber erst, seit ich selber Musik mache, konnte ich erkennen, wie großartig Brian in seinem Schaffen war. Meine „Chöre“ und auch die Arrangements sind natürlich nicht daran zu messen, aber ohne den Einfluss von Brian hätte ich vermutlich nie den Ehrgeiz entwickelt, mehr aus meinen Liedern und meinem Gesang herauszuholen.

Per

Per Gessle ist vielen vermutlich nur als der männliche Part von Roxette bekannt. Die Rocksongs und Balladen der Schweden waren sicher ein wichtiger Teil der Musik in meiner Jugend, aber prägend war für mich tatsächlich erst Pers Solo-Album „Son of a Plumber“. Mir ist noch nie zuvor aufgefallen, wieviel Arrangements bei einem Lied ausmachen können, aber auf dieser CD wurde mir das erstmals richtig bewusst. So richtig umsetzen konnte ich dies aber tatsächlich erst jetzt auf „Harmoniefunken“, wo ich die Möglichkeiten digitaler Arrangements und den Einsatz eines MIDI Keyboards zum ersten Mal richtig ausprobiert habe. Per ist in meinen Augen ganz klar ein musikalisches Genie, was vielen neben dem „Roxette-Mainstream“ vielleicht noch gar nicht so aufgefallen ist. Auch schon die Songs der Band zeichnen sich durch wirklich abwechslungsreiche Arrangements aus, richtig erkennen kann man seine Vielseitigkeit aber tatsächlich bei Pers Solo-Alben.

Paul, John und George

Na, diese Namen kann wohl jeder zuordnen. Da Ringo Starr zwar der vierte Name wäre, um die Beatles zu vervollständigen, mich aber nicht unbedingt musikalisch beeinflusst hat, sind die anderen drei natürlich Paul McCartney, John Lennon und George Harrison. Seit meiner Kindheit begleiten und bewegen mich die einzigartigen Songs der drei, haben mir gezeigt, dass eingängige Popsongs zwar mehr ins Ohr, wirkliche Geniestreiche aber ein ganz anderes Kaliber sind. Die Beatles haben die musikalische Welt verändet und wie bei so vielen war auch bei mir das „Beatles Complete“-Songbook Inspiration und Ansporn für das Erlernen neuer Akkorde und Spielweisen für die Gitarre. Der Abwechslungsreichtum, die wunderbaren Melodien und auch die experimentellen Anteile waren auch für mich Wegweiser und Ratgeber für meine eigenen Lieder. Und in dem Zusammenhang sollten dann auch die Travelling Wilburys nicht unerwähnt bleiben, die Band von George Harrison, der sich neben Tom Petty auch weitere Musikgiganten wie Jeff Lynne, Bob Dylan oder Roy Orbison anschlossen, hat mit ihren tollen Songs voller akustischer Gitarren ganz klar meine Begeisterung für eingängige Melodien mit akustischer Gitarre weiter beflügelt.

Freddie

Unter allen Rockbands wird Queen wohl immer unerreicht bleiben, nicht zuletzt dank Sänger Freddie Mercury, der mit seiner unfassbaren Stimme und seiner einzigartigen Bühnen-Performance wohl immer das Maximum dessen sein wird, wie unglaublich ein Mensch aus Musik bestehen und sie ausleben kann. Ich muss zugeben, dass ich mich mit den doch deutlich komplexeren Songs von Queen beim Nachspielen immer sehr schwer getan, aber mich doch immer wieder daran versucht habe. Queen spielen in einer ganz anderen Liga, ihre Songs sind unerreichbar, aber die Begeisterung und Hingabe zur Musik, die war auch für mich ansteckend. So war Queen während meiner Jugend mit die wichtigste Band und Freddie ganz klar ein Idol.

Judith

Als damals das erste Album von Wir sind Helden herauskam, wollte ich fast mit dem Songwriting aufhören. Die wunderbaren Wortspiele und zweideutigen Texte, die Sängerin Judith Holofernes gefühlt so einfach aus der Feder zu fließen schienen, zeigten mir, wie einfach gestrickt meine Liedtexte doch häufig waren. So war auch das ein Ansporn, mehr aus meinen Texten zu machen, auch wenn ich bis heute beeindruckt bin, welche Geistesblitze Judith bis heute bei ihren Texten so zufliegen. Zudem waren Wir sind Helden damals mit die ersten, die mir zeigten, dass deutscher Pop eben doch neben dem damals noch fast völlig englisch geprägten Radioprogramm absolut bestehen konnte. Für mich waren sie ganz klar Wegbereiter der vielen deutschen Bands und Künstler, die heute wie selbstverständlich die Radiowelt bereichern und für mich ganz klar ein Indikator, dass es kein Fehler war, weiterhin deutsche Texte zu schreiben und zu singen.

Klaus (1)

Schon witzig, dass mir dann tatsächlich zwei „Kläuse“ in den Sinn kamen, die für mich durchaus prägend gewesen sind. Und nein, ich meine nicht Klaus und Klaus, wobei das tatsächlich auch nicht ganz falsch ist. Denn Klaus Büchner war zwar der „Kleine Klaus“ bei dem Blödelduo, für mich war er aber ganz klar der Sänger von Torfrock, an denen man natürlich nicht vorbei kommt, wenn man wie ich in Schleswig-Holstein geboren und aufgewachsen ist. Ich werde zwar nie so herrlich norddeutsch wie Klaus singen können, aber der einzigartige Stil mit norddeutschem Schnack und nordischen Anekdoten rund um das Wikingerdorf Torfmoorholm waren seit meiner Kindheit etwas Besonderes für mich. Als Klaus dann auch noch die Kinostimme von Comicfigur Werner wurde, ebenfalls ein ganz klar norddeutsches Phänomen, war das auch in meinen Augen die perfekte Besetzung. Auch wenn der bei beidem recht stark ausgeprägte Hang zum Thema Alkohol nun so gar nicht meins ist, fühlte ich inmitten vom norddeutschen Dialekt absolut zu Hause und begriff, wie wichtig es ist, dass Musik unbedingt Spaß machen sollte.

Klaus (2)

Aber wenn ich noch weiter zurück in meine Kindheit gehe, darf ich auch Klaus Eberhartinger absolut nicht vergessen. Die Erste Allgemeine Verunsicherung, also die EAV, war als Kind die erste Band, der ich als absoluter Fan folgte, Musik, Bücher und TV-Aufnahmen sammelte, jeden Song auswendig kannte und auch meine ersten beiden Konzerte bei ihnen erlebte. Die Band war schon damals viel mehr als der Klamauk, in dessen Schublade man sie bis heute immer gerne stecken will, die Texte waren witzig, aber auch kritisch und intelligent, die Musik abwechslungsreich und die Bühnenshow bei allem, was ich bis heute live gesehen habe, einzigartig. Wenn Klaus und seine Bandkollegen auftraten, war das keine Musikshow, es war Theater mit ständig wechselnden Bühnenaufbauten und Kostümen, mit Rahmenhandlung und einem ganz eigenen Humor. Der Funke sprang damals soweit über, dass ich irgendwann einen Koffer voller nachempfundener Kostüme besaß, meiner Familie regelmäßig meine ganz eigene EAV-Show präsentierte und dazu wie besessen sang, tanzte und performte. Für mich ganz klar der Startschuss dafür, irgendwann selber auf der Bühne zu stehen und andere mit meiner Musik zu begeistern. Ich habe die Band dann lange aus den Augen verloren, aber vor einigen Jahren kurz vor deren Auflösung wieder für mich entdeckt und muss hier tatsächlich jedem ihre letzte CD „Alles ist erlaubt“ ans Herz legen, die mit ganz viel Gesellschaftskritik und politischen Themen, eingebettet in wirklich tolle Musik, jedem austreiben sollte, dass die EAV nur eine Klamaukband war.

Reinhard

Und klar, ein Name darf natürlich nicht fehlen und ist vermutlich auch sofort jedem klar. Jeder Liedermacher muss in seinem Leben mit den Liedern von Reinhard Mey aufgewachsen sein, dem Inbegriff von schönen Melodien, intelligenten deutschen Texten, die direkt dem Leben entspringen, wundervoll mit akustischer Gitarre dargeboten und einfach zeitlos. Auch für mich war Reinhard Mey ganz klar wegweisend, ich habe seine Lieder rauf und runter gespielt, immer wieder gecovert und vor allem genauso wie Reinhard immer versucht, meinen Alltag und die Welt um mich herum in meine Songs einzubinden und daraus meine Themen zu ziehen. Gerade ein Song wie „Gib mir Musik“ kann mich tatsächlich bis heute noch bewegen und ganz tief ins Herz treffen. Da ich bis heute ja auch über keine Band verfüge, habe auch ich meine Songs live immer alleine mit Gitarre und Gesang bestritten. Und dass man nicht mehr braucht, zeigt Reinhard Mey bei seinen Live-Auftritten ebenfalls bis heute. Gitarre und Gesang sind der Kern seiner und auch meiner Songs, alles drumherum macht es sicher interessanter, ist aber, wenn es drauf an kommt, gar nicht nötig.

Und was ist nun meine Musik?

Ich wurde schon als „kleiner Reinhard Mey“ bezeichnet, aber das ist eben nur ein Teil des Ganzen. Sicher wird man als Liedermacher immer ein wenig wie Reinhard klingen, aber doch lassen meine Tonfolgen und Harmonien immer wieder Rolf hindurchscheinen, meine Texte ihre Einflüsse von Jan und Judith erkennen, mein Gitarrenspiel das von George und Tom und meine Arrangements den Einfluss von Per. Aber zuletzt macht meine Musik eben das aus, was ihr Zentrum ist: Meine Gedanken, mein Stil und meine Melodien, meine Seele, mein Gehirn, mein Herz und meine Liebe zur Musik. Aber das alles hätte sich eben nie so entwickeln können ohne ein Leben voller Töne und Texte von euch!

Also noch mal ein wirklich von Herzen kommendes DANKESCHÖN an Jan, Rolf, Tom, Brian, Per, Paul, John, George, Freddie, Judith, Klaus, Klaus und Reinhard! Und natürlich all die anderen, für die in diesem Lied leider kein Platz mehr war!

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